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Flugzeuge und Hubschrauber imAir and Space MuseumWashington D.C.- Smithsonian Institution -

Die von 2 Strahltriebwerken angetriebene Horten H IX (9) war die konsequente Weiterführung des Nurflügelkonzeptes der Gebrüder Horten. Teilweise findet man in der Litheratur auch die Bezeichnung Gotha Go 229, nach der vorgesehenen Produktionsfirma Gothaer Waggonfabrik, oder Horten Ho 229, entsprechend der Nummerierung des Reichsluftfahrtministeriums. Am 2. Februar 1945 wurde der offizielle Erstflug absolviert. Vom Piloten wurden dem Flugzeug gute Flugeigenschaften bescheinigt. Während des Flugversuches war jedoch keiner der Horten-Brüder anwesend, weil sie bereits mit Hochdruck an der Horten H XVIII (H 18) arbeiteten, einem großen Langstrecken-Nurflügel-Bomber, mit dem Angriffe auf die USA durchgeführt werden sollten. Zu diesem späten Zeitpunkt war die Verwirklichung eines solchen Projektes allerdings auf Grund der Kriegswirren unmöglich.

Der Rumpf der Horten H IX bestand aus einem Rohrgerüst, das mit Sperrholz beplankt wurde, die Tragflächen wurden komplett aus Holz gefertigt. Ausfahrbare Klappen nahe den Flügelenden fungierten als Seitenruder. Die aus einzelnen Fournierlagen bestehende Außenhaut hatte eine Dicke von 2 cm, in der eine Mischung aus Kohlenstaub und Leim eingearbeitet wurde, um Radarstrahlen zu absorbieren. Da sie komplett aus Holz gefertigt ist - also nicht leitfähig ist -, war sie für damalige Radaranlagen nicht zu lokalisieren, was spätere Tests in den 1990er Jahren bestätigten. Damit wäre die Horten H IX eines der ersten Flugzeuge gewesen, das bewusst als Stealth-Flugzeug ausgelegt wurde.

Doch die Horten hat noch weitere Tarneigenschaften. Die Triebwerke sind im Rumpf versteckt und alle Oberflächen sind verblendet bzw. abgerundet. Zwei wichtige Faktoren beeinflussen die Radarsignatur eines Tarnkappenflugzeugs: (1.) Materialien, die Radarwellen absolvieren und (2.) eine besondere Form, durch die kein Echo entstehen kann. Tarnkappentechnik macht ein Flugzeug zwar nicht völlig unsichtbar, aber sie reduziert den Erfassungsbereich so stark, dass Frühwarnsysteme und Abwehrwaffen kaum noch eine Chance haben.

Am 14. April 1945 erreichten amerikanische Truppen die Fertigungsstätte in Friedrichroda und erbeuteten dabei neben Konstruktionsunterlagen den fast fertiggestellten Rumpf der hier abgebildeten Horten H IX V3.

Technische Daten:

Horten H IX V3

Besatzung 1 Pilot
Länge 7,74 m
Spannweite 16,8 m
Höhe 2,81 m
Flügelfläche 50,20 m²
Leergewicht 4.600 kg
Nutzlast 1.000 kg
max. Startgewicht 8.100 kg
Höchstgeschwindigkeit 1.000 km/h
Steigrate 1.320 m/min
Dienstgipfelhöhe 15.000 m
Reichweite 1.900 km
Triebwerke 2 × Jumo 004 B-2 Strahltriebwerke
Leistung je 8,7 kN Schub
Typ: Typ: Jagdflugzeug
. .
Entwurfsland: Deutsches Reich (NS-Zeit)
. .
Hersteller: Gebrüder Horten
. Gothaer Waggonfabrik
. (vorgesehene Produktionsfirma)
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Erstflug: 01.03.1944 (Horten H IX V1)
02.021945 (Horten H IX V2)
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Produktionszeit: erreichte nur Prototypenstadium
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Stückzahl: 3 bekannte Prototypen

Entwicklung, Verbleib und heutige Nutzung der Technik:

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs startet ein neuartiges Flugzeug, die Horten H IX, von einem geheimen Flugplatz in Deutschland zu seinem Erstflug. Diese Waffe hätte möglicherweise den Verlauf des Krieges ändern können. Die Horten H IX war ein Meisterstück deutscher Ingenieurskunst, das den anderen Flugzeugen jener Zeit 20 bis 30 Jahre voraus war. Weil das Flugzeug 60 Jahre lang von den US amerikanischen Alliierten unter Verschluss gehalten wurde stellt sich aus heutiger Sicht die Frage, ob das Flugzeug schon damals Tarnkappen-Eigenschaften hatte, respektive, ob dies von den Konstrukteuren bewusst angestrebt wurde. Das war eines der letzten Rätsel des Krieges.

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges begaben sich alliierte Truppen in ganz Deutschland auf der Suche nach der vermeintlichen "Wuderwaffe". Denn Geheimdiensten zufolge verfügta Hitler über eine Waffe, mit der er hofft, den Krieg doch noch zu gewinnen. Am 14. April 1945 entdeckte die US-Armee 160 Kilometer nordöstlich von Frankfurt eine streng geheime Lagerstätte. Darin fand sie eine der fortschrittlichsten Waffen des NS Regimes, die fast ausschließlich aus Holz besteht. Den Soldaten muss es beim Anblick des futuristischen Flugzeugs aus Holz mit Düsenantrieb die Sprache verschlagen haben, da man so etwas vorher noch nie gesehen hatte. Sie hatten keine Ahnung, welche Bedeutung ihre Entdeckung für den zukünftigen Flugzeugbau haben würde.

Im Juli 1945 wurde die Horten und andere wichtige Projekte unter strenger Geheimhaltung in die USA verschifft und wieder zusammengebaut. Die Flugfähigkeiten werden dort jedoch nie getestet. 60 Jahre lang wurde die einzig existierende Horten IX vor neugierigen Blicken unter Verschluss gehalten. Die Regierung der USA bewahrte das begehrte Stück neben anderer Kriegsbeute in einem Hangar in der Nähe von Washington D.C. in “Silver Hill” auf, dem Depot des Museums. Für die dortigen Techniker es ist auch heute noch schwer verständlich, wie die Deutschen mit damals verfügbarer Technik ein derart fortschrittliches Flugzeug bauen konnten.

Die Idee für die Horten IX, einem Flugzeug, das auf den Radarschirmen unsichtbar sein sollte, entstand nach den Erfahrungen der bekanntesten Luftgefechte im Zweiten Weltkrieg, der "Schlacht um England". In Vorbereitung der Invasion Großbritanniens befahl Herrmann Göring der deutschen Luftwaffe im Sommer 1940 die Zerstörung der Royal Air Force. Doch die Briten verfügten zwischenzeitlich über Radaranlagen, die ein hervorragendes Mittel der Luftverteidigung waren. Mit dieser neuen Technologie konnten die Briten Entfernung, Höhe und Anzahl der anfliegenden feindlichen Flugzeuge bestimmen, während sie sich noch im Anflug über dem europäischen Festland befanden. Die Royal Air Force nahm die anfliegenden Deutschen Flugzeuge mit einem Netz von Radiostationen ins Visier. Diese neue Technologie verringerte den Vorteil, den die Deutschen durch ihre zahlreich anfliegenden Bomber hatten. Die Luftschlacht um England wurde durch Radar entschieden.

Die deutsche Generalität will nach dem Desaster die Vormachtstellung im Luftkampf zurückerlangen und plant einen Jagdbomber, der die allerneuesten Technologien in sich vereint. Das Flugzeug sollte 1000 Stundenkilometer schnell sein, 1000 Kilometer weit fliegen können und eine 1000 Kilogramm schwere Bombe tragen können.

Die Gebrüder Horten hatten schon in den 1930er Jahren Flugversuche mit sog. Nurflüglern als Gleiter gemacht und dabei Erfahrungen mit z.B. der Horten Ho III gesammelt. Die Autodidakten wollten nach der Beauftragung durch das Luftfahrtministerium ein solches Flugzeug mit der innovativsten Technik, einem Strahltriebwerk, ausstatten. Die Horten H IX sollte extrem wenig sein. Das Flugzeug hatte eine Spannweite von über 15 m. Die Tanks waren aus Aluminium.

Auch in den USA machte man schon lange vor den Brüdern Horten Versuche mit sog. Nurflüglern. Der Flugzeughersteller Northrop / Grumman war ebenfalls davon überzeugt, dass diese Technik eines Tages den Flugbau revolutionieren würde. Mehr als 10 Jahre bevor die Nazis mit dem Bau begannen machte Jack Northrop eigene Versuche mit Nurflüglern. Die Northrop N-1M von 1940 war mit Schubpropeller ausgestattet, - man hatte aber Probleme mit der Steuerung der neuen Technik.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die riesige Northrop YB-49 der erste interkontinentale Fernbomber der USA werden. Die Formgebung als Nurflügler brachte den Vorteil, dass die Maschine erst geortet werden konnte, als sie sich quasi schon über der Radarstation befand. Die Maschine hatte jedoch ebenfalls Probleme mit der Steuerung, so dass es zu Unfällen kam.1950 beendete die USA das Projekt.

Mehr als 30 Jahre später testete man die streng geheime Northrop Tacit Blue, die die Funktion der Stealth-Technologie beweisen sollte. Mit diesem Flugzeug konnte der Beweis erbracht werden, dass abgerundete Ecken die Tarnfähigkeit erhöhen. Dieses innovative Flugzeug, das auf den Radar komplett unsichtbar war, verhalf Northrop zur zweiten Chance, einen weiteren Nurflügler zu bauen.

Die Erfahrungen wurden beim Bau eines neuen Bombers, der Northrop B-2 Spirit, konsequent umgesetzt, der 1989 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Hinweis:

Weil die Horten H IX derzeit noch nicht ausgestellt ist, stammen die Fotos mit Genehmigung vom Air and Space Museum